„Wahnbilder“ halten das Licht gefangen
Obskure Fotokunst von Ralf Lindenau
Köln – Irgendwie würde es passen, wenn der Besucher hinabsteigen müsste zur Ausstellung „Wahnbild“. Hinabsteigen in ein dunkles Gewölbe eines alten Weinkellers zum Beispiel. Das könnte passen, denn Ralf Lindenau bezeichnet seine Fotokunst als „obskure“ Kunst. Das stimmt auch irgendwie und zugleich auch wieder nicht.
Seine Bilder sind auch denkbar in leerstehenden Fabrikhallen oder schicken Büros. Wandelbare „Wahnbilder“ sozusagen.
Erstaunlich wie seine Fotokunst den Betrachter in neue Bildwelten entführt und hineinzieht.
Fließende Bilderwelten
Sein Ziel: Antrainierte und gewohnte Sichtweise beim Betrachter in Frage stellen.
Neue Positionen ausloten und finden. Ein ständiges Hinterfragen auf beiden Seiten – beim Künstler und beim Betrachter.
Die farbgewaltigen, großformatigen Bilder fluten Räume mit Licht. Der Betrachter kann sich nicht entziehen und will es auch nicht. Die Ausstellung hätte etwas Rauschhaftes, Musikalisches. Fließende Bilderwelten wie mit treibender Musik von den „Doors“ und Jim Morrison unterlegt. Und schon fängt der Kopf an zu arbeiten:
Was ist das? Was steckt in diesem Farbenrausch, hinter dem Flimmern?
Unser Gehirn kann sich der Vielschichtigkeit dieser Fotokunst kaum entziehen.
Der Künstler will bewusst, dass sich seine Werke im Auge des Betrachters neu zusammensetzen.
Das „Wahnhafte“ kann hier durchaus gebändigt werden und das „Obskure“ erhellend wirken. Kein Trick – nur erstklassig gemacht.
Die langjährige Erfahrung als Fotograf und Künstler mag nun eine neue Stufe erreicht haben, da er ältere und neue Werke zusammenführt und diesen einen neuen Kontext verleiht.
Lindenau sagt, er „malt“ mit der Kamera. Das tut er.
Eindrucksvoll. Für jeden, der sich traut hinabzusteigen in seine Welt.
Markus Dohmann freier Journalist Bonn