When Life Became Elusive / Als das Leben flüchtig wurde
„Meine Serie „Als das Leben flüchtig wurde“ beschäftigt sich mit Prozessen, die das Leben herausfordert. Eine Serie über Veränderungen, über das Verschwinden von Leben und Zeit und die Notwendigkeit des Los- und Einlassens. Sie erzählt von einem Zwischenzustand, noch unbestimmt, weder heute noch morgen, weder Tag noch Nacht, weder Glück noch Unglück, weder Real noch Traum. Ein Zustand zwischen den Zeiten, zwischen Bewegungen, aber ohne Stillstand. Einem Zustand, den es auszuhalten gilt, der beachtet werden will. Denn in all seiner Vergänglichkeit führt er weiter, ohne Anklage, ohne Sicherheit, ohne Anfang aber nicht endlos, ohne Ende, aber nicht ziellos.
Meine digitalen Transformationen der Fotos zeigen die Realität als Interpretation und zugleich als Irritation. So entsteht etwas Neues, geboren aus Realem und doch losgelöst davon. Die digitale Überlagerung verschiedener Motive, das Verwischen, das Verdoppeln oder das gleichzeitige Spiel mit einer Negativ- und Positivdarstellung sind dabei wichtige Gestaltungsmittel. Sie helfen mir dabei den Naturalismus des Bildes in Frage zu stellen und dabei seine inhärente Bedeutung zu verstärken. Meine im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen fotografischen Kunstwerke zeigen das Potenzial, die Stärke, aber auch die Zerbrechlichkeit meiner weiblichen Figuren. Sie werden zum Abbild einer Reise in meine poetischen und ästhetische Aneignung von Welt, erzählen von den dunklen Seiten im Leben und doch von Mut und Hoffnung, und sie lassen den Betrachtern viel Raum für eigene Wahrnehmung und Erfahrung.“
Fotokünstlerin Petra Jaenicke, im Oktober 2023