Beyond Certainty

Petra Jaenicke erläutert ihr Konzept und ihre Motivation wie folgt:

In Zeiten der Pandemie wurde das Gefühl der Stabilität für viele untergraben. Was früher bekannt schien, begegnet uns jetzt in einem anderen Licht. Meine fotografischen Arbeiten, insbesondere die Serie „Beyond Certainty“, erforschen Fragen der Realität und entdecken Antworten als poetische Illusionen. Dies ist kein leichtes Thema. Ich versuche mit meinen Fotomontagen neue Welten zu erschaffen, die etwas im Betrachter initiieren, anklingen lassen und Gefühle auslösen. Alltägliches in Kombination mit menschlichen Schatten, die mehr oder weniger durchscheinend und abstrahiert dargestellt sind, regen die Vorstellungskraft des Betrachters zu einer eigenen Interpretation an.

Kunst ist für mich das Äquivalent zu den tiefsten Lebenserfahrungen. Was dargestellt wird, entzieht sich der einfachen Reproduktion seiner Oberfläche und wird zum Transportmittel für eine subjektive Darstellung der Welt. Um dies auch in meinen Arbeiten zu erreichen, habe ich meine eigene visuelle Sprache entwickelt. Alle Komponenten meiner Montagen basieren auf Fotos, die ich selbst fotografiere und dann am Computer digital bearbeitet habe. Dies führt zu einer Abstraktion, in der die Fotografie noch als solche erkennbar ist und dennoch etwas Neues entsteht. Die Realität zeigt sich verändert, ist gleichgültig gegenüber der angeblichen Bindung der Fotografie an das Reale und wird zum Träger des Inhalts und der Vorstellungskraft. Auf diese Weise wird meine Bildsprache visionär. Jedes Foto erzählt eine Geschichte.  Für mich ist jedes Bild ein Teil des Puzzles zu einer lyrischen Herangehensweise an subjektive Visionen, die über das Bestimmte der Realität hinausgehen, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen zu machen.

Ich verstehe und sehe meine Werke als moderne Interpretationen der Fotocollagen der Dadaisten. Genau wie die Dadaisten, die die ästhetischen Werte der Zeit ablehnten und Alltagsgegenstände zur Kunst erhoben, ist es ein zentrales Anliegen meiner experimentellen fotografischen Arbeit, eine Alternative zur vorherrschenden Art der Rezeption der Fotografie zu schaffen.

 

 

Das Spektakulum Magazine veröffentlichte hier zu am 24.07.2021:

With the series “Beyond Certainty” Petra tried to discover new life journeys. Because the feeling of stability is undermined for many in times of the global Covid-19 pandemic, what was known earlier now appears in a different light. That is why her experimental photographic work explores questions of reality and discovers answers as poetic illusions. She shows new worlds that initiate something in the viewer, make it sound and trigger feelings. This should work even better by offering a human figure. These figures are abstracted, more or less translucent, in order to stimulate the viewers´ imagination in accordance with their own interpretation. All essential components of Petra´s montages are based on photos that she has taken herself and then edits digitally. This leads to an abstraction in which photography is still recognizable as such and yet something new is created. Reality shows itself changed, is indifferent to the alleged connection of photography to the real and becomes the carrier of the content and the imagination. In this way the imagery becomes visionary. Every photo tells a story. “As I work, I experiment with reality, following meanders and dreams, and completely immersing myself in the process,” she says. Beyond certainty is aptly titled, as neither in art nor in our reality can there ever be certainty.

Quelle: https://spectaculum-magazine.com/2021/07/24/beyond-certain/